BREXIT
BREXIT: ja und, und was nun?
Für Sie auf Kopp on-line gelesen: Brexit: Die heilsame Schockstarre im deutschen Mediendorf
von Markus Mähler
„Das passiert, wenn man die eigene Propaganda auch noch glaubt: Deutschlands Journalisten stürzen mit dem Brexit ab. Gestern brüllten sie noch als Propheten, die alles besser wissen. Heute schweigen sie kleinlaut; wie ein Scharlatan, der sich selbst entlarvt hat. Unsere Leitmedien ignorierten alle überdeutlichen Anzeichen, dass die Briten die EU verlassen. Sie wollten wie im Wahn das Gegenteil herbeischreiben. Gestern haben sie noch das Wembley-Tor an die Insel verschenkt, heute schmieden sie bereits Rachepläne. Die Briten verlassen nach dem Referendum die EU, obwohl Deutschlands Journalisten durch die Bank weg das Gegenteil herbeischreiben wollten. Am Freitag konnte man spüren, wie das deutsche Mediendorf einen kurzen Herzstillstand bekam. In den Morgenstunden wurde gerade das Ergebnis verkündet, aber aus den Redaktionsstuben tröpfelten nur dürre Wortmeldungen.
Auf FAZ.net fand man die denkbar kürzeste Schlagzeile: »Brexit? Oh shit!« Auf Spiegel Online weinte der Korrespondent in die Tastatur: »Das Unfassbare ist geschehen. Der Brexit. Die Briten wollen die EU verlassen – gegen den Rat fast aller Experten, gegen die ökonomische Vernunft, gegen den Wunsch der anderen Europäer. (…) Das Ergebnis des Referendums ist ein Schock.«
Gestern noch erklärten sie den »anderen Europäern«, dass Europa eine unzerstörbare Betonburg ist; heute wachen sie im wirklichen Europa auf und haben nur ihren Plan B – B wie Brüssel. Plan A gab es einfach nicht – A wie Austritt. So etwas ist erstaunlich, denn in den Schubladen liegen bereits fixe und fertige Nachrufe für jeden, der seine 15 Minuten Ruhm bekam. Mit dem Anfang vom Ende der EU – damit wollte sich kein Journalist ernsthaft auseinandersetzen: Was muss geschrieben werden, falls die Briten das Undenkbare tun?»Die Briten bleiben«: Wenn Schlagzeilen nicht mehr zur Wirklichkeit passen
Am Donnerstag waren sie einfach zu Bett gegangen. In der absoluten Gewissheit, dass alle Europa-Träume von gestern heute Wirklichkeit werden. Diese Schlagzeilen sind nicht mehr das Papier wert, auf dem sie stehen.
Diese Liste der falschen Wunschprognosen könnte man noch endlos fortsetzen. Interessant ist aber auch, wie Deutschlands Meinungsmacher in den Wochen vor dem Referendum gezielt die Angstkeule schwangen. Spiegel: »Regierungsstudie: Brexit würde 500 000 Jobs in Großbritannien vernichten.« FAZ: »Britische Notenbank warnt vor schweren ›Brexit‹-Folgen« Focus: »Brexit. Deutsche Wirtschaft warnt vor Folgen eines EU-Austritts«
Man möchte ihnen fast zurufen: Jungs, das bringt doch nichts. Die Briten verstehen doch gar kein Deutsch. Aber auch daran hat der Spiegel gedacht. Schreibt er eben auf Englisch: »Don't Leave Us! Why Germany Needs the British«, »Betting the Banks: Will Brexit Be End of Party for London?«
All das ist nun eine zerbrochene Liebe. Im Laufe des Freitags löste sich Deutschlands Medienelite wieder aus ihrer Schockstarre – und schmiedete eifrig Rachepläne. Focus: »Großbritannien ist jetzt nur noch isolierte Insel im Atlantik« Süddeutsche: »Voller Angst in die historische Katastrophe. Die Briten haben sich für den Rückzug entschieden statt für offensive Veränderung. Das ist eine Antwort aus dem falschen Jahrhundert.« Spiegel: »Sieg der Angst. Der Austritt der Briten aus der EU ist eine Bauchentscheidung. Er zeigt ein Land im Rückzug. Die britische Insel ist gerade kleiner geworden.«
Eines muss man aber Jakob Augstein beim Spiegel lassen: Er hat bereits am Donnerstag gewusst, wie man das Referendum politisch ausschlachten kann: »Kampf gegen Rechtspopulisten: Last Exit. Die Lehre aus dem Brexit-Referendum? Europa braucht ein neues Versprechen. Es hieß einmal: Nie wieder Krieg. Wenn wir die Revolution der Rechten stoppen wollen, muss es lauten: Nie wieder Ungerechtigkeit!«
In nächster Zeit wird also der deutsche Meinungskorridor noch enger und die Töne der Meinungsmacher werden noch schriller. Großbritannien soll wirtschaftlich für seine demokratische Abstimmung bluten und abgestraft werden. Auch die Bürger in Europa müssen enger an die Kandare. Die Brüsseler Utopie soll weitergehen. Zerfall? Welcher Zerfall? In Europa gilt es jetzt, weitere Referenden zu verhindern. Kein Nexit in den Niederlanden, kein Frexit in Frankreich, erst recht kein Dexit. Um die Köpfe der armen Deutschen kann es einem schon jetzt leidtun. Sie werden wieder gefüllt werden mit ganz viel EU-Propaganda.
Wo ist eigentlich das Verbrechen der Briten zu sehen? Sie haben nur demokratisch zum Ausdruck gebracht, dass ihnen der Brüsseler Unionsgedanke völlig widerspricht. Sie wollen ihre Souveränität nicht aufgeben.
Nicht nur die Menschen auf der Insel hadern mit der Idee einer immer enger werdenden Europäischen Gemeinschaft – weil das die eigene Identität kostet. Diese Europa-Vision bietet nichts. Sie hat keine Kraft, keine Emotionalität; sie ist einfach nur kalt und technokratisch.
Vielleicht flüchten die Briten auch einfach nur rechtzeitig aus einer deutschen Wahnidee: Wir gehen in Europa auf und lösen damit endlich unseren fürchterlichen Nationalstaat ab. Das will aber selbst bei uns nur eine sehr linke Meinungselite; aus ihrer Erfahrung und ihrer Tradition. So denkt nicht die Mehrheit, so denkt der Kontinent nicht. Die Europäische Union war ein schönes Projekt einer bestimmten Generation – aber der Brexit am Donnerstag hat das Ende eingeläutet.“
Soweit M. M auf Kopp
Kommentar
Dazu vorerst will ich nur mal den Frage aufwerfen (so wie es der Titel dieses Beitrages ausdrückt:
Na und, und was nun?
Mensch Leute, malt doch nicht den schwarzen Peter an die Wand. Mal echt und ehrlich, die Folgen des EU-Monstergebilde war doch abzusehen, ein Scheitern in der Form, wie das die Automatismen der EU existieren, war doch abzusehen. Es gibt nur eine einzige (und logische) Folgerung: Brüssel in der existenten Form muss mit aller Vehemenz abgeschafft und aufgelöst werden, denn so kann es kann ganz nicht weitergehen.
Tja, und jetzt haben die Briten ganz einfach das undurchsichtige Spiel der Brüsseler Lobbyisten durchschaut und daraus die logische Schlussfolgerung gezogen. Das ist und war ein Husarenstreich, wie er in keinem Lehrbuch besser beschrieben werden kann, jedoch perfekt umgesetzt wurde.
Börsenkodierungen und Aktieneinbrüche sind keine Massstäbe, die den Volkswillen repräsentieren, und schon gar nicht eine nationale Volkswirtschaft beeinflussen, Sie die, Börsen können uns eigentlich gestohlen bleiben, denn nur allein, und ganz allein der demokratische Volkswille, im Konsum, in der Anwendung und im Bedarf des täglichen Leben bestimmt den Markt, der eine Volkswirtschaft am Leben erhält oder vernichtet,
Nicht das Angebot bestimmt die Nachfrage, sondern umgekehrt: Die Nachfrage bestimmt da Angebot.
Und noch einige kleine Merkpunkte, die sich Juncker, Merkel u a vielleicht hinter die Ohren schreiben sollten:
Die Schweiz ist (immer noch) nicht Vollmitglied der EU!
Wie erklärt sich dann aufgrund dessen, dass es die erfolgreichste Demokratie /buchstäblich) in mitten Europa geschafft hat, die
-Stabilste Regierung zu bilden
-die niedrigste Arbeitslosenqote in ganz Europa zu präsentieren
-den höchsten Standard an technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften zu gewährleisten
-eine florierende Wirtschaft präsentieren kann
-sich nach allen Turbulenzen am Finanzmarkt, sprich Börsen, entgegen allen Prognostikern, sich jeweils immer wieder erholt hat
Allen Widrigkeiten zum totz, nach allen Hchs und Tiefs, immer noch (und immer wieder) eine stabile Währung besitzt? -ist doch eigenartig, nicht?
Fortsetzung folgt, demnächst, hier…
24.06.2015